Bevor im Juni 2017 die letzten Gründungsmitglieder der AG mit dem Abitur unsere Schule verlassen haben, konnten sie noch eine Erweiterung unseres Projektes „Multimediale und inklusive Erinnerungsarbeit: Jüdisches Leben in der Gemeinde Nohfelden“ initiieren: die „Wege der Erinnerung“. Mit 8 Tafeln vor den Resten der jüdischen Kultur in unserer Gemeinde erinnern wir vor Ort und für jeden sichtbar an das ehemalige jüdische Leben.
Am Freitag, dem 23.08.2019, haben wir feierlich unsere „Wege der Erinnerung“ unter Anwesenheit unseres Schirmherrn, Herrn Landtagspräsident Stephan Toscani, eingeweiht.
Insgesamt wurden 8 Stelen mit Erinnerungstafeln sowie 2 Opfertafeln im Rahmen dieses Projektes aufgestellt. Die Erinnerungstafeln stehen vor den ehemaligen Synagogen in Sötern und Bosen, vor den ehemaligen Mikwen in Sötern, Bosen und Gonnesweiler, auf den beiden jüdischen Friedhöfen in Sötern und Gonnesweiler sowie vor der jüdischen Schule in Sötern. Die Opfertafel haben wir in Sötern und in Gonnesweiler aufgestellt. Eine separate Opfertafel wird noch in Bosen im Rahmen der Renovierungsarbeiten der Mikwe aufgestellt. Somit erinnern wir namentlich in allen drei Dörfern an die ehemaligen jüdischen Nachbarn.
Alle Tafeln tragen die Überschrift „Wege der Erinnerung“ – Jüdisches Leben in der Gemeinde Nohfelden sowie eine Nummerierung. Eine Zwischenüberschrift nennt dann, was an der Stelle, an der sich die Stele befindet, noch von der jüdischen Kultur zu finden ist bzw. was sich hier einmal befunden hat. Danach folgt ein bewusst kurz gehaltener Informationstext in deutscher und in englischer Sprache zu dem entsprechenden Objekt. Aktuelle und ältere Fotos sowie Skizzen und Karten ergänzen den Informationstext. Danach folgen zwei QR-Codes, über die interessierte Betrachter zusätzliche Informationen abrufen können – entweder in deutscher oder in englischer Sprache – zu erkennen an der kleinen Fahne Großbritanniens. In der linken unteren Ecke befindet sich eine Karte mit allen Standorten unserer Informationstafeln. Diese sind durchnummeriert und werden dann nochmals neben der Karte beschrieben. In der rechten unteren Ecke befindet sich das Symbol unseres Weges, Fußspuren mit einer Kerze, die einen Davidstern trägt. Als Hintergrundfarbe sowie als Schriftfarbe haben wir eine rost-rotbraunen Farbton gewählt, weil dieser gut zu dem Cortenstahl, aus dem die Stelen angefertigt wurden, und auch zu unserer Thematik passt. Alle Tafeln können in der Anlage angesehen werden.
Inklusive der Opfertafeln haben wir alleine in dieses Stelenprojekt über 6.000 Euro investiert! Neben dem Preisgeld aus dem Gewinn des Margot-Friedländer-Preises im Jahr 2019 haben wir eigene weitere Preisgelder sowie Spenden der Sparkassenstiftung zur Förderung des Landkreises St. Wendel sowie einen Zuschuss der Gemeinde Nohfelden zur Realisierung des Projektes erhalten. Die Stelen und die Informationstafeln sind entgegen der ursprünglichen Planung um einiges teurer geworden, da wir aus ästhetischen Gründen eine besondere Form eines nachrostenden Stahles verwendet haben und zudem bei der Materialauswahl auf ein wetterfestes und robustes Material geachtet haben. Für die Grundkonstruktion wählten wir 10mm dicken Cortenstahl, der uns aufgrund seiner Rostoptik auch optisch sehr ansprach. Bei den Informationstafeln entschieden wir uns für eine sehr robuste Variante. Die Tafeln bestehen aus 4mm dicken Hochdruckschichtstoffplatten, die mit einer Melaminharzdeckschicht überzogen sind. Das Material wird unter anderem auch in Küchen für Arbeitsplatten verwendet.
Während unserer Recherchearbeit haben wir leider festgestellt, dass die Tafel mit den Informationen zum Lotte Koschelnik Platz in Sötern mit Hakenkreuzen verkratzt wurden. Um es den Leuten, die dies tun, so schwer wie möglich zu machen, unsere Schilder zu beschädigen, haben wir ein möglichst kratzfestes Material mit einer hohen Schlagfestigkeit, hohen Chemikalienbeständigkeit und hohen Antigraffiti-Schutz gewählt. Zudem sind unsere Infotafeln auch noch umweltfreundlich aus nachwachsenden Rohstoffen und absolut FCKW- und PVC-frei.
Mittels QR-Codes, die sich auf den Erinnerungstafeln befinden, gelangt man zu unserer Homepage www.juedischeslebennohfelden.wordpress.com, auf der wir detailliertere Informationen zur jüdischen Geschichte unserer Heimatgemeinde hinterlegt haben. Zudem gibt es dort auch Informationstexte in englischer Sprache, zu denen man über einen separaten, auf den Schildern befindlichen QR-Code gelangen kann. Hiermit möchten wir auch Touristen ansprechen, die in unserer Gemeinde ihren Urlaub verbringen (durch den Bostalsee und dem dort befindlichen Center Parc Bostalsee gibt es in unserer Gemeinde viele Urlauber).
Wandertagskonzepte zu den Orten jüdischen Lebens in unserer Gemeinde
Zu jedem Ort, in dem es heute noch Reste der jüdischen Kultur in unserer Gemeinde gibt (Gonnesweiler, Bosen und Sötern), haben wir Wandertage mit entsprechenden Arbeitsmaterialien erstellt.
Die Arbeitsmaterialien haben wir nach Orten geordnet auf unserer Schulhomepage hinterlegt, sodass sich jeder das Material, das er nutzen möchte, von dort herunterladen kann (https://www.gesnohfelden.de/konzept-fuer-wandertage-in-der-gemeinde.html).
Außerschulischer Lernort zur Geschichte unserer jüdischen Landgemeinde
Nach Fertigstellung unseres Konzeptes haben wir dieses dem BildungsNetzwerk St. Wendeler Land zukommen lassen, dass für den Landkreis St. Wendel „Kreisweite Lernorte“ zu unterschiedlichen Themen erstellt. Unter dem Stichwort „Erinnerungsarbeit“ hat das BildungsNetzwerk unsere Arbeit allen Bildungseinrichtungen in unserem Landkreis zukommen lassen.
Außerdem haben wir auf der Homepage der Landesarbeitsgemeinschaft Erinnerungsarbeit im Saarland unsere Wege der Erinnerung als außerschulischen Lernort hinterlegt, sodass wir auch über unseren Landkreis hinaus sicherstellen, dass unser Angebot wahrgenommen wird (https://www.erinnerungsarbeit-saarland.de/aktivitaeten-angebote/detail/juedisches-leben-auf-dem-land-wege-der-erinnerung-in-der-gemeinde-nohfelden/).
Rollups und Flyer zu unseren „Wegen der Erinnerung“
Um möglichste viele Menschen an die jüdische Geschichte unserer Heimatgemeinde erinnern zu können, haben wir zu unseren „Wegen der Erinnerung“ eine Wanderausstellung in Form von 3 Rollups sowie einen Flyer erstellt.
Die Rollups stehen dauerhaft in unserem Schulgebäude und werden immer dann mitgenommen, wenn wir unser Projekt präsentieren. Die Flyer liegen mittlerweile im Rathaus von Nohfelden und im Center Parc Bostalsee aus. Außerdem verteilen wir diese an jeder Schulveranstaltung und immer dann, wenn wir unser Projekt präsentieren.